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Ereignisse in Neetha


Notizen auf Pergament

Erst jetzt komme ich in einer ruhigen Minute dazu, die Ereignisse der letzten zwei Wochen niederzuschreiben. Viel ist passiert:
Am Mittag nachdem wir die Donna festgesetzt hatten, erschien eine Botin am Gästehaus des HESindetempels. Sie war hochdekoriert und höflich. Sie brachte uns ein Schreiben von Comto Ravendoza:

Gegeben von eigener Hand im Monde von Heim und Familie, auf der Kron-Zitadelle zu Aldyramon, mit Furcht. Larona, Bewahrerin des Wissens der Wege, meine Freunde, der Gesichte, die mir das Herz schwer machen, war kein Ende, seitdem ihr das Siegel entrisset. Wir haben zudem die Kunde von Karsina und Chalinba vernommen. Die Fährnis deucht groß, doch Rat weiß keiner. Im Zeichen des Aaren, so bitte und gebiete ich Euch , eilt nach Neetha. Der Kapitan der Garde, Dom Silvolio di Sanceria sein Name, mag Euch alles weitere kundfügen. Der Eure, A.R.


Diesem Bitten wollten wir nachkommen.
Da in den nächsten Tagen kein Schiff nach Neetha fahren würde, beschlossen wir über den Landweg zu reisen. Durch einen weiteren Brief Ravendozas erhielten wir Pferde, sowie Übernachtung und Verpflegung an jeder Botenstation.

Nach dreizehn Tagen waren wir kurz vor Neetha, als wir Kampfeslärm vernahmen. Eine Kutsche wurde von Truppen unter dem Banner Neethas angegriffen. Um so verwunderter waren wir, als wir erkannten, dass sie von dem verruchten Kolonello Pilbo angeführt wurden und die Verteidiger der Kutsche die Farben des Kaiserreiches trugen. Wir preschten auf die Kutsche zu und halfen den Verteidigern, bis schließlich eine größere Gruppe lanzenbewehrter Kaiserlicher auftauschte und den Kampf beendete. Angeführt wurden sie von Ensignia von Gebein. Bei den Verteidigern der Kutsche handelte es sich um Donna Arissa la Mandaia, einer Adligen aus Neetha. Wir begleiteten sie bis Neetha, nur um dort festzustellen, dass sie eng mit Dom Silvolio di Sanceria verbändet war, eben jenem Kapitan, den wir aufsuchen wollten.
Er dankte uns mehrfach für die Errettung seiner Geliebten, gab uns dann aber die Informationen, die Ravendoza in seinem Schreiben nicht erwähnen wollte: Ihre Hoheit und Hochwürden, Kronprinzessin Aldara würde in einer Woche in Neetha eintreffen. Warum sei nicht bekannt. Wir wurden gebeten, für die Sicherheit der Thronfolgerin zu sorgen, da die politische Situation angespannt sei. Furro ay Oikaldiki, der Neffe Dom Phrenos, der seinerzeit mit seinem Onkel verbannt war, hatte es geschafft, sich in das Ohr und Herz von Prinz Timor, dem Herzog von Neetha und Sohn der Kaiserin, zu schleichen. Er strebt die Unabhängigkeit Neethas an und beeinflusst Timor entsprechend. Zudem stachelten Furros Freunde Söldner an, die für weitere Unruhe sorgen sollen. So ist auch der Überfall auf die Kutsche zu erklären. Doch damit nicht genug: Es sei bekannt, dass der Bund der Neun, eine nicht weiter bekannte Gruppe, einen Aufruhr plane. Unterstützt werden könnten diese Pläne, sollte es Furro gelingen, das in drei Tagen stattfindene Rennen um Thalimoles Rock zu gewinnen. Wer dieses Rennen gewinnt, steht in der Gunst des Volkes sehr hoch. Auch Dom Cedor, Graf von Thegun und ein halber ay Oikaldiki nimmt an dem Rennen teil. Er gilt als kaisertreu, ist aber im Volk nicht so hoch angesehen.
Wir beschlossen, dass Alanna für die Kaiserin an dem Rennen teilnehmen würde. Eine weitere Bitte hatte der Kapitan noch. Er bat uns, auf seine Geliebte aufzupassen, da er weitere Angriffe fürchtete. Wir erfüllen ihm die Bitte und konnte uns so im Gästehaus der Villa la Mandaia einquartieren, einem schönen Gebäude am Rande Neethas. Dort trafen wir neben Arissa la Mandaia auch ihre jüngere Schwester Sherania la Mandaia, einem siebzehn Götterläufe jungen Mädchen mit einer bezaubernden Stimme, die sowohl Sanfir als auch Sadonos sofort bezauberte.
Nach ausgiebigen Abendessen hatte ich seit langer Zeit einmal wieder die Gelegenheit, im Musikzimmer auf einem Spinett zu spielen. Wahrlich ein Freude ! Später am Abend hielten wir Wache vor der Tür Arissas. Während ich wachte, bewachte Thogrim das Anwesen von außen. Doch unsere Wache verlief ruhig. Anders erging es Alanna und Sadonos: Eine vermummte Gestallt hatte es geschafft, sich in die Villa zu schleichen und griff Alnna an. Leider entkam uns der Schurke.
Am nächsten Morgen erschien Arissa nicht zum Frühstück. Sie war in die Stadt geritten. Töricht ! Wie sollten wir sie so beschützen ? Alanna und ich ließen sofort unsere Pferde satteln und ritten ihr hinterher. Wir fanden sie nach einiger Suche in Gespräch mit einer vermummten Gestallt, die sich aber als ein Freund ihrerseits herausstellte, der von der Keuche gezeichnet war. Der kurze Verdacht, es könnte sich um den nächtlichen Angreifer handeln, erwies sich als falsch.
Am Mittag dieses Tages wurden wir in die Curia geladen, wo wir als Zeuge gegen Kolonello Pilbo aussagen sollten. Den Vorsitz hatte Graf Timor, die Anklage führte Dom Silvolio. Nach mehreren Einflüsterungen Furros schien der Graf das Interesse zu verlieren. Auch meine vorgetragene Anklage gegen Pilbo wegen Aufrührerei und Verrat an Krone und Land –er hatte damals eigenmächtig im Grenzkonflikt das Mittelreich angegriffen- wies der Prinz zurück. Sogar meinen dringlichen Rat, Pilbo bis zum Eintreffen einer offiziellen Anklage festzusetzen, wusste Furro durch Einflüsterungen zu unterbinden. Kein Wunder, denn wir vermuten, dass Pilbo von Furro angeheuert war. Selten habe ich solch ein schlecht geführten Verfahren erlebt ! Auch Dom Cedor, der uns verhalten aber vehement unterstützte, gab auf.
Als wir die Sitzung verließen und auf dem Hof noch unser weiteres Vorgehen berieten, hörten wir laute Rufe des Pöbels. Kurz darauf entdeckten wir auch warum: Am Wachgong der Garnison war jemand gehängt worden. Es handelte sich um einen Nivesen, den Vorsteher der Wechsel- und Einlagenhalle und Leiter der Nordlandbank in Neetha. Wir stellten fest, dass er aber schon längere Zeit tot war. In seinem Rücken steckte ein Dolch mit einem Knauf, den neun Löwenhäupter zierte. Der Bund der Neun ! Zudem waren ihm drei Finger abgetrennt worden. Leider ergaben unsere Untersuchungen keine weiteren Hinweise, da wir weder den Schmied des Dolches ausfindig machen konnten, noch das bankgebäude betreten konnten. Dieses war von Prinz Timors Wachen umstellt. Allerdings fand Sanfir heraus, dass der Nivese sowohl in der Villa Mandaia als auch in der Garnison häufig zu Gast war. Hatten die Mandaias ohne es zu wissen Furro finanziell unterstützt ?
Als Folge des Mordes und des Angriffes verhängte Dom Silvio eine nächtliche Ausgangssperre. Armbruster sollten auf jeden schießen, der sich ohne Genehmigung des Kapitans nachts auf den Straßen bewegte. Ein schwerer Fehler, wie sich wenige Stunden später herausstellte.
Am Abend waren wir zum dem traditionellen Ball vor dem Rennen eingeladen. Der verfluche Amazeroth muss mich geritten haben, denn außer meinem Stab nahm ich keine meiner Habseligkeiten mit. Wir führten Gespräche mit der Ensignia von Gebein und dem Kapitan, während Sanfir mit der jungen Sherania lustwandelte. Als der Prinz mit seinem Gefolge erschien, nahm das Unglück seinen Lauf: Als „Entschädigung“ für den Angriff auf ihre Kutsche gewährte er Donna Arissa die Gunst, den Tanz mit einem Partner ihrer Wahl zu eröffnen. Arissa, die schon den ganzen Tag im Zwist mit ihrer Schwester lag, erwählte Sanfir, woraufhin Sherania weinend den Ball verleiß und durch die Straßen rannte. Die Armbruster ! Wir rannten hinterher um sie zu warnen, doch es war zu spät. Sie lehnte mit einem Bolzen in der Brust an einem Brunnen. Weder Sadonos Magie, die uns schon so oft geholfen hatte, noch meine Gebete zu Mutter Peraine und Tsa halfen: Sherania war tot.
Natürlich wurde dar Ball aufgelöst. Ich begeleitete Arissa zum Borontempel und später zur Villa zurück. Und dort wartete bereits das zweite Unglück: Unsere Räume waren durchsucht worden. Die war nicht das Werk von einfachen Banditen, denn unser Geld und Schmuck war noch da: Hier hatte es jemand auf uns persönlich abgesehen. Sanfirs Truhe mit ihren unergründlichen Inhalten war verschwunden. Und was noch schlimmer ist: die Eindringlinge haben mein Buch der Schlange. Aufzeichnungen aus zwanzig Jahren meines Lebens sind verschwunden, Abhandlungen, Reiseberichte sowie all unsere zusammengetragenen Informationen und Schriftstücke seit der Begegnung mit Teclador und den Ereignissen in Dragenfeld. Die Herrin mag mir vergeben und mich zur Besinnung ermahnen, wenn ich den Dieb finden sollte.


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