Startseite > Berichte >Auf Maraskan II


Es ist wohl wieder Zeit für ein paar Notizen.
Ich habe auf der Perlbeißer unter Kapitän Haimammud angeheurt und ich in die dortige Besatzung eingeführt. Der Kapitän kennt meine wahren Absichten und teilt sie sogar. Ich habe sozusagen einen Gesinnungsgenossen getroffen. PHEx sei dank, das macht vieles leichter.
Die ersten Fahrten verliefen ruhig, einzig die Blockade um Maraskan verlangte gelegentlich die eine oder andere Bestechung, wenn wir es nicht schafften, schneller als die Mittelreicher zu sein. Doch durch das Risiko der Blockade steigt auch der Gewinn und so will ich mich nicht beklagen.
Seit Anfang Praios lagen wir im Hafen von Khunchom und warteten. Der Kapitän wartete auf wertvolle Ladung, die dann am sechsten Praios auch in Form von sechs Passagieren eintraf. Eine merkwürdige Truppe, aber sie scheint über gute Kontakte und eine Menge Geld zu verfügen. Zwei Magier, zwei Krieger, ein etwas dubioser niedriger Adliger (oder vermutlich ehr ein Aufschneider der zu Geld gekommen ist) und ein Zwerg. Was in Swafnirs Namens sucht ein Zwerg auf einem Schiff ?! Meine dunklen Ahnungen verstärkten sich als wir beim Auslaufen Richtung weder von Tümmlern, noch von Möven begleitet wurden.
Interessant war, dass der Adlige über viel Geld oder ein schlechtes gewissen verfügen mußte, denn er warf die Dukaten gleich Säckeweise über Bord. Und -was ich mir schon fast gedacht hatte-: er versteht füchsisch.
Eine wirklich interessante Gruppe. Als die Kriegerin -Alanna- und der Zwerg -Thogrim- auf Deck Waffenübungen machten, wurde mir klar, dass diese Gruppe nicht so unfähig und bunt zusammengewürfelt war wie es schien. Doch was wollten sie auf Maraskan? Wenn es Schmuggler waren, dann handelten sie nur mit Informationen, denn ihr Gepäck gab nicht viel her. Es wurde Zeit, die Maske des Seefahreres etwas zu lockern. Vielleicht ergab sich ja ein Zusatzgeschäft.
Die erste Nacht verlief ruhig und der nächste Morgen lockte mit strahlendem Wetter und einer schönen Prise, die uns ordentlich vorkommen ließ. Gegen Mittag -ich saß gerade im Krähennest- erblickte ich ein Schiff am Horizont. Die verdammten Mittelreicher hatten uns entdeckt und kamen schnell näher. Es war die "Blitz", vollbeladen mit Seesoldaten. Einfachen Fliehen war nicht mehr möglich. Ich überlegte, meine Überraschung einzusetzen, doch der Kapitän winkte ab. Er hatte scheinbar andere Pläne. Als die Mittelreicher an Bord kamen, wurde sie statt mit Entermessern mit einem Säckchen Gold empfangen. Elegant. Der Kapitän mußte viel Geld für die Passage erhalten haben. Dann wurden die Passagiere befragt. Der, der sich Sanfir nennt schaffte es mit einigen Dokumenten, sie Durchsuchung zu beenden.
Die "Blitz" zog nach steuerbord davon und wir konnten unsere Reise vortsetzen. Sie verlief noch ein paar Stunden ruhig. Doch dann wurde es schwül und windstill. Von Süden her zog in dämonischer Schnelle ein Sturm auf, wie ich ihn noch nicht gesehen hatte. Wir konnten gerade noch die Segel reffen, als er schon über uns einbrach. Swanfir und Rondra schienen miteinander zu ringen, so heftig waren die Wellen. Ich rannte unter Deck, um die Breitseite aus dem Sturm zu rudern. Dann geschah alles gleichzeitig. Das Schiff erbebte, Wasser drang ein, Leute schrien. Ich versuchte, die Öllampen zu löschen, denn das Schiff konnte einen Sturm überstehehn, einene Brand unter Deck aber nicht. Wie lange wir Wasser schöpften weiss ich nicht, doch irgendwann war alles still. Ich ging an Deck. Großteile der Deckladung und der Reeling waren fortgerissen worden und der Hauptmast war beschädigt. Und der nächste Sturm wartete nur auf uns, denn wir befanden uns genau im ruhigen Zentrum!
Ich eilte unter Deck zurück um das Leck zu dichten, dann ging das Getobe wieder los. Ich vermute, dass der Zwerg schuld ist. Zwerge gehören an Land und in die Berge, nicht jedoch auf ein Schiff. Dass der Kapitän dieses Risiko eingegangen wer, muss an der Bezahlung liegen. Irgendwann ebbte der Sturm ab. Ich getraute mich erneut an Deck. Die Perlbeißer lag in Trümmern, sogar den Hauptmast hatte der Sturm geknickt. Wir vermochten gerade noch das verbleibende Rahsegen zu hissen, um genügend Fahrt zu machen und das Schiff lenkbar zu halten, ansonsten hätte es uns auf die Klippen Maraskans getrieben. Doch so schafften wir es, in eine Bucht einzulaufen und das arg vollgelaufene Schiff zu verlassen.
An Land versorgten wir zunächst unsere Verletzten und suchten Trinkwasser. Einige Unvorsichtige mussten sich mit Strandräuberameisen und Schnappklapplern herumschlagen, doch insgesamt war alles friedlich. Die Passagiergruppe holte gar ihre verbleibenden Habseligkeiten von Bord. Sie wollten gen Tuzak, doch da sie sich hier weder auskannten, noch über erkennbare Dschungelerfahrung verfügten, bot ich mich für einige wenige Dukaten an, sie zu führen. Am nächsten Morgen, wenn alle einigermaßen bei Kräften waren, wollten wir aufbrechen. Doch es kam ganz anders.Als wir erwachten, waren wir von Wipfeltigern umstellt, einer Rebellengruppe, mit der ich schon Geschäfte gemacht hatte. Mir gelang es die Anführerin zu überreden, uns zu Oberst Orsijn zu bringen. Die Reisegruppe allerdings sollte ihre Waffen abgeben. Sie galt nicht als Gefangene, aber die Wipfeltiger sind stets um ihre Sicherheit besorgt. Alle kamen dieser Bitte nach, bis auf den Zwerg, der sich auch nach Androhung des Todes nicht von seinem Schwert trennen wollte. So wurde er schließlich gebunden und mitgeschliffen.
Wir erreichten schließlich das Lager der Wipfeltiger, jenen auf den hohen Bäumen gebauten Hütten, die nur über Leitern und Brücken zu erreichen waren. Wir wurden zu Oberst Orsijn gebracht, wo Sanfir eine unglaubliche Geschichte über Borbarad und Verschwörungen, alte Echsenstädte und Endurium auftischte. Gnädiger Herr Boron, sind diese Fremden wirr! Der Oberst gab ihnen freies Geleit und ich wollte sie weiterhin begleiten. Geld scheint für sie keine Rolle zu spielen. Bei solchen Leuten läßt es sich aushalten...

Ein paar Tage später

Schrieb ich gerade: Bei solchen Leuten läßt es sich aushalten ?
Wir waren noch keinen Bogenschuß vom Lager der Wipfeltiger entfernt, als der dunkle Magier auch schon vom Würgekraut gebissen wurde. Bei dieser Disziplin würden wir nie ankommen. Glücklicherweise hatte ihn nur die ungiftige Art gebissen. Vielleicht sieht er es als eine Warnung des Dschungels an. Wir machten uns auf, um zur Tuzak-Jergan-Straße zu gelangen, die uns zu der Garnison von Hauptmann Helmdengler führen sollte.
Den ersten Teil wurden wir noch begleitet, dann übernahm ich die Führung der Gruppe. Und schon zweifelte man meinen Richtungssinn an. Ich führte jedoch die Gruppe sicher durch die Sümpfe, bis wir zur MIttagszeit ein kleines Anwesen namens "Borech" erreichten. Die dort herrschende Junkerin "Gagasap al Borech" schien so alt und aufnahmefähig wie ein zwergischer Kaufelsen zu sein und so setzten wir unseren Weg schnell fort. Nach mehreren Pausen in denen wir unsere Wasservorräte ergänzten, kam die Kriegerin auf die Idee, die Gruppe weiterführen zu wollen. Da ich pro Tag bezahlt werde und nur für die Sicherheit sorgen sollte, konnte mir ein Umweg von ein paar Tagen nur recht sein.
Wir reisten weiter, bis wir gegen Abend auf das Fort "Retoglück" stießen. Der dortige Korporal Brastan von Erlenholm und seine Untergebenen schienen vom Dschungelfieber und gepanschten Alkohol arg mitgenommen zu sein. Sie verhielten sich zuerst friedlich, doch bei einem Festessen mit Affenfleisch geriet dann einiges durcheinander. Ich möchte mich an nicht allzuviel erinnern. Um es kurz zu machen: Der Korporal starb, das Fort ging in Flammen auf und wir flohen mit Weibel Achsenbrecher -einem Knaben der den falschen Marschbefehl erhalten hatte- in den Dschungel. Die Nacht verlief insgesamt ruhig und am nächsten Tag -und nachdem ich die Führung wieder übernommen hatte- trafen wir auf die Tuzak-Jergan-Straße, die eigentlich ehr ein Waldpfad war. Sie führte uns in das Dorf Alduran, in dem uns gleich Steckbriefe meiner Reisegefährten entgegenprangten. Eine interessante Gruppe habe ich mir da geangelt.Wer schon mit einhundert Dukanten gesucht wird, ist sicherlich in der Lage, mindestens dieselbe Summe zu zahlen.
Doch zunächst besorgte ich Maskeraden auf dem Markt und kehrte mit den anderen in den "Bahlio Bär" ein, eine weidener Taverne mitten auf Maraskan. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln...




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