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Borbra, im Jahre 1018 n.BF

Oh hohe Herrin HESinde, wie konntest Du solch eine Katastrophe zulassen? Warum gestattest Du, dass Deine Künste so missbraucht werden? Ist das alles eine Prüfung, oder wendest Du Dich von uns ab?
Doch der Reihe nach:
Ich war nach Khunchom gereist, um dort meine Freunde zu treffen, die sich nicht am Aufbau des Oktagons beteiligen wollten, sondern nach Maraskan aufgebrochen waren um dort einen Auftrag der BORonkirche zu erfüllen.
Ich traf sie in der Khunchomer Akademie wieder, wo wir als Gäste von Khadil Okharim geladen waren. Weitere Gäste waren Rakorium Muntagonus aus Festum und Dschelef ibn Jassafer, die ehemalige Spektabilität von Rashdul. Natürlich war diese Einladung an eine Bitte geknüpft:
Im großen Buch der Abschwörung war eine Geheimschrift gefunden worden, mit der es möglich sein könnte, Bastrabuns Bann neu zu errichten, jenes gewaltige magische Werk, dass vor 3000 Götterläufen von dem legendären Magier Bastrabun geschaffen wurde und die Echsenwesen seiner Zeit nach Maraskan verbannte. Es existierten dereinst zwölf Obelsiken, in die Mondsteine eingelassen waren. Diese diensten als Fokus für Bastrabuns Bann. Zusätzlich gab es eine unbekannte Anzahl von dickbäuchigen Kanopen und Tierköpfen als Deckeln. Diese sollen Hinweise auf Riten, Gewandung, Opfergaben, Gesänge und Gesten für die Errichtung des Zaubers beinhalten. Natürlich nahmen wir die Aufgabe an, schien sie doch eine gute Möglichkeit im Kampf gegen Borbarad zu sein.
Ich werde nun einige unwichtigen Details übergehen. Sollten sie sich später als wichtig erweisen, ergänze ich sie.
Es gelang uns in den nächsten Wochen, insgesamt sechs Mondsteine zu finden. Dabei gerieten wir in das Grab des Magiermoguls Schamsherib, schlossen Kontakt zu einer Gruppe die sich die Erben der Gräber nannte, wurden in einem Badehaus in Anchopal zusammen mit Tarlisin von Borbra, dem Sprecher des Ordo Defensris Lecturia überfallen und entdeckten Heuschrecken-Skorpion-Chimären, die aus einem Ei schlüpften. Und Chimäre sollten uns weiterhin verfolgen: Neben die Mondsteinen suchten wir auch die Hand Bastrabuns, ohne die keine Aktivierung möglich sein sollte. Es rühmen sich allerdings drei Städte, die wahre Hand zu besitzen: Rhashdul , Mherwed und Samra. In Mherwed trafen wir auf Magister Dschaladir, der versuchte, uns Ghulen zum Fraß vorzuwerfen. Wir entkamen und stellten ihn zur Rede, doch mit einem Hilferuf an seinen Meister Abu Terfas entfesselte er einen Luftdschinn und entkam. Abu Terfas. Der bekannte und berüchtigte Chimärologe, angeblich alleiniger Besitzer von Zurubas Tinktur, wie Gulmartock schon vor einigen Jahren feststellte. Bastrabuns Hand jedoch war ebenso eine Fälschung wie die in Rahshdul und -wie wir einige Tage später herausfanden- die in Samra.
In Samra begann dann das Grauen: Alarmiert von einem Bauern ritten wir mit einem Schwadron Lanzenreiter unter Daromir vom Tann nach Borbra, das von einer Armee Chimäre bedroht wurde. Diese hatten zuvor in den Khoramsbergen ein Dorf zerstört und zogen nun gegen Borbra. Was wollten sie dort? Es war angeblich der Geburtsort Borbarads und die Heimat Tarlesins, doch das alleine konnte nicht der Grund sein.
Wir erreichten das Dorf vor den Chimären und konnte die Einwohner evakuieren und Richtung der Festung Samra schicken. Wir selbst stellten Fallen außerhalb der Mauern auf und legten Öl aus, um die Bestien niederzubrennen. Dann kamen sie. Hunderte von Schakalwesen, Dutzende von drei Schritt großen Bären mit Bullenköpfen und ein wahrhaftiger Mantikor. Was sollten wir mit 50 Reitern gegen diese Horden ausrichten? Es war Zeit, nach geeigneten Mitteln zu suchen. Und ich fand sie.
Es steht geschrieben: Bekämpfe den Feind mit Verstand.
Das ist meine Waffe.
Besiege den Feind mit seinen eigenen Waffen.
Und als meine Waffe wählte ich Gulmartock. Wenn der Feind unheilige Magie verwendet, dann soll er auch durch ebensolche verrecken! Ich erteilte Gulmartock den Dispens, einen Dämon zu beschwören, der diese Horden vernichten sollte. So schlug ich drei Goblins mit einer Klappe: Gulmartock vertraut mir mehr. Die Chimäre würden aufgehalten werden. Sollte Gulmartock versagen, wird er angeklagt und auf dem Scheiterhaufen enden.
Ich selbst würde den Boden vor dem Tempel weihen, damit unsere Mitstreiter ein sicheres Refugium hätten. Dann begann der Sturm auf Borbra. Sanfir saß als Beobachter auf der Eiche, die aus dem gesplitterten Magierstab Tarlesins gewachsen war und koordinierte die Schlacht auf unserer Seite. Alanna führte mit Daromir die Lanzenreiter zu einem Ausfall, der die linke Seite der Chimäre aufreiben sollte. Sadonos war mit Pfeil, Bogen und Magie bereit und Ariko hielt die Mauern, die diesen Namen nicht verdienten. Und dann war da noch Gulmartock. Ich selbst konnte von dem Kampf zunächst nichts sehen und hörte nur Sanfirs Rufe. Nachdem die Reiter wohl eine Bresche geschnitten hatten, beschwor Gulmartock wohl seinen Dämon. Ich hatte dafür gesorgt, dass ihm dieser Zauber gelang, also war ich unbesorgt. Was er jedoch herbeirief, sah ich nicht. Denn schon fiel unsere Mauern und die Bärbullen brachen durch. Wir fügten ihnen schwere Verluste zu, doch die Übermacht war zu groß, so dass sich unsere Streiter zurückziehen mussten. Der Mantikor gar schien gegen Magie immun zu sein und -was noch schlimmer war-, wandte sogar welche an. Ich sah blitze aus seinen Augen schießen Sadonos treffen. Doch es kam noch schlimmer: Als wir uns zurückzogen , setzen die Chimäre nach. Und sie konnten meinen Schutz durchbrechen als sei er gar nicht da! Sie überrannten ihn einfach und stürmten den Tempel. Wir konnten nur zu den Pferden fliehen und Borbra aufgeben. Einige unserer Leute berichten, wie der Mantikor in den Baum stach, woraufhin dieser augenblicklich einging, "Abu Terfas, Dein Palast möge nun im Chaos nun neu erstehen.", höhnte die Kreatur noch, bevor sie wohl von dem Dämon vernichtet wurde.
Wir kehrten später nach Borbra zurück. In Anbetracht der Übermacht hatten wir erstaunlich wenig Verluste erlitten. Unsere Toten würden würdig bestattet werden. Doch wo waren unsere Götter? Wir hatten mit dem Baum ein TSA-Heiligtum verloren.
Herrin, warum lässt Du zu, dass jemand solche Wesen erschafft?
Warum nimmst Du mir die Kraft, andere und mich zu schützen?
Warum muss ich auf Dämonen zurückgreifen, um Dein Willen zu vollführen?

HESinde, wo bist Du?

Nachdem etwas Ruhe in Borbra eingekehrt war, wollte auch ich mich etwas erholen und begab mich in das Gasthaus außerhalb des Ortes. Noch immer etwas benommen durch die Liturgien vollführte ich mein Gebet. Ich bat um Antworten auf meine vielen Fragen. Ich wollte wissen, warum wir, warum ich ständig Niederlagen einstecken und leiden muss. Ist die Herrin nicht zufrieden mit mir? Tue ich nicht alles, was in meiner Macht steht um Dir gerecht zu werden? Warum?
Wir unterliegen stets, weil wir uns an Regeln halten.
Doch die Regeln an die wir uns halten, dürfen auch nicht gebrochen werden. Wir unterliegen stets, weil wir nicht genug Macht haben.
Wo bekommen wir mehr Macht her? Entweder von extern, aber wir wissen nicht genau, ob wir anderen Personen trauen dürfen. Die Beispiele Delian von Wiebrück und Arras de Mott sollten uns zur Vorsicht mahnen. Bleibt die Möglichkeit, unsere eigene Macht zu steigern. Die profane Kampfkraft ist begrent, auch wenn durch Alanna und ihre seltsamen Fähigkeiten ein mächtiger Faktor zu unseren Gusten aufgtaucht ist. Doch mit Einhand-Sanfir und begrenzter Kampfmagier der Magier kommen wir nicht weiter, zumal wir ja auch nicht jünger werden. Es muss eine Möglichkeit gefunden werden, die göttliche und magische Kraft zu erhöhen. Unsere Gruppenkasse sollte das begrenzte Aufrüsten mit Artefakten erlauben.
Ich muss mehr Wissen erlangen. Die Herrin HESinde ist nicht nur die Geberin des Wissens, sondern auch der Magie. Warum sollte sie nicht in der Lage sein, mir mehr macht zu geben, um ihren Ruhm zu mehren und die Menschen vor dem Bösen zu schützen? Ich habe viel für sie getan, war gar in den Niederhöllen. Es war, als wäre etwas zurückgekehrt, von dem ich nicht bemerkt hatte, dass es verloren gegangen war. Eine alte Zuversicht wuchs in mir. Die Zweifel der letzten Monate waren verschwunden. Wir waren auf dem richtigen Weg. Wir würden auf unseren Wegen Wissen erlangen, dass uns ermöglichen würde, den Schrecken aufzuhalten. Die Antworten auf unsere Fragen liegen in uns selbst. Wir sind dazu bestimmt, Dinge zu tun, die Dere schützen. Wir müssen nur lernen und begreifen, wie es zu tun ist.
Ich dankte der Herrin für diese Erleuchtung.
Ich hatte mich gerade zur Ruhe gelegt, als die anderen mich holten: Gulmartock hatte in einer der Ruinen in Borbra einen Keller entdeckt, der zu Katakomben führte. Wir begleiteten ihn, nachdem wir Alanna überzeugt hatten, nicht sofort gegen Abu Terfas zu ziehen. Hier konnten wir die Informationen finden, die uns halfen gegen Borbarad und Abu Terfas siegreich zu sein. Das war es, was die Herrin mir sagen wollte.
Wir stiegen die Katakomben hinab. Und trafen auf Borbarad! Jedenfalls ins gewisser Weise. Wir schienen uns in verschiedenen Zeiten aufzuhalten. Wir sahen ihn und eine Umgebung, die vor geschätzten 500 Jahren gewesen sein mag. Er konnte uns nicht sehen und wir konnten nicht in seine Zeitlinie eingreifen. Erst als wir uns stark konzentrierten, konnten wir Gegenstände berühren. Doch da vermochte Borbarad, uns als Geister wahrzunehmen. Bevor er und seine Getreuen es schaffte, einen Exorzismus zu vollführen, flohen wir aus dem Keller. Als wir Borbra wieder betraten, war das Dorf schon aufgeräumter. Die Temporalmagie schien auch uns beeinträchtigt zu haben, denn obwohl wir nur kurze Zeit in den Gewölben waren, waren drei Tage verstrichen. Es war höchste Zeit, Terfas zu stellen. Die Gewölbe konnten und mussten wir später erforschen.
Wir überquerten den Mharnadi und folgten der Spur der Chimäre in die Khoramberge. Bald würden wir unserem Gegner gegenüber stehen. Ich wollte zumindest Alanna unterweisen, was uns erwartete. So forderte ich sie zu einem kleinen Übungskampf. Nachdem jeder von uns einen Streich geführt hatte, belegte ich sie mit dem Plumbumbarumzauber meines Stabes und fegte sie von den Beinen. Sie war reichlich überrascht, gar schockiert. In ihren Augen las ich etwas. War es Furcht? Ich erklärte ihr, dass unsere Gegner sich nicht an Regeln halten würden und wir stets damit rechnen mussten, dass sie so handeln würden, wie wir es nicht tun würden. Wenn wir das wüssten, würden sie ihren Vorteil verlieren. Es mag eine harte Lektion für sie gewesen sein, doch ich glaube sie hat es verstanden.
Alanna und Ariko führten uns einige Tage lang durch die Berge. Dann sahen wir ein fliegendes, vierbeiniges Wesen. Wir verfolgten es und sahen, wie es einen etwas verwahrlosten Praioten angriff, der einen steinernen Altar verteidigte. Nachdem Sadonos das Wesen getötet hatte, konnten wir mit dem Mann reden. Sein Schicksal war dramatisch. Vor fast dreißig Jahren war er ausgezogen, um Abu Terfas zu bekehren. Dieser blendete ihn, doch lies ihn am Leben. Seitdem sucht Vater Jesper – so heißt seine Gnaden- Erleuchtung durch Einsamkeit. Ob er sie so erlangen mag, möchte ich bezweifeln, doch er konnte zumindest uns helfen. Er beschrieb und Terfas’ Palast und gab uns einige Informationen über die Bewohner dieser Gegend. Ich bat ihn, einen Gottesdienst für uns zu halten und überließ ihm etwas von meinem Weihrauch. Er blühte förmlich auf, versank aber recht schnell in ein schier ewiges, inniges Gebet. Uns aber drängte die Zeit und so brachen wir auf.
Es war am nächsten Tag, als wir in einen Hinterhalt gerieten….
Doch dieser war nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick erschien. Es handelte sich um Ferkinas, genauer um die Gruppe der Ban’Sharida, einem wilden Bergvölkchen, das ehr auf Mut und große Worte wert legte als auf echte Handlungen. Ariko gelang es mit der Hilfe des Plumbumbarumzaubers in meinem Stab, den Häuptling in einem Zweikampf zu besiegen und so wurden wir als Gäste aufgenommen. Dieser Stamm lag im Kampf mit einem anderen Stamm. Beide hatte dereinst Abu Terfas gedient, aber herausgefunden, das seinen Diener keine Macht besaßen. Sie kamen auf einem geflügeltem Roß zu ihnen, doch die Magie lag in den Zügel. Sollten wir es schaffen, das Roß dem Schamanen zu übergeben, so würde er uns gut vier Dutzend Kämpfer an die Seite stellen, die uns im Kampf helfen würden. Eine ordentlich Macht. Etwas undiszipliniert und grob, aber sicherlich imposant. Ich verzichte auf Details, denn sie erscheinen mir nicht relevant zu sein. Wir zäumten das geflügelte Roß mit dem magischen Halfter und ich flog es von der Hochebene, auf der wir es gefangen hatten, ins Tal hinunter. Gulmartock wollte mir tatsächlich diese Ehre streitig machen, doch kluge Worte und List ließen mich auf dem Pferderücken sitzen. Es war erst das zweite mal, dass ich überhaupt flog, und dann auf einem Pferd! Ich genoß den Augenblick und zog meine Kreise durch den Himmel. Wie einfach hier alles war. Ich konnte noch am Abend wieder in Khunchom sein, wenn ich wollte. Doch es galt eine Aufgabe zu erfüllen. So flog ich in die Richtung, in der ich den Palast vermutete. Es dauerte nicht lange ihn zu finden: In einer Talsenke lag er: wohl fünfzig mal fünfzig Schritt groß, mit scheinbar hunderten von Türmchen. Um ihn herum eine Mauer, die wohl gut zehn Schritt Höhe hat. Und dann lief dort noch einer dieser Chimärenbullen herum. Ich landete auf einem angrenzenden Plateau und fertigte eine Skizze der Szenerie an, damit wir später unseren Plan schmieden konnten. Dann flog ich zurück.
Wir übergaben das Pferd an den Häuptling, obwohl mir das widerstrebte. Ich werde gelegentlich die Zügel zerstören, denn so en Tier muss frei sein. Am nächsten Morgen zogen wir in Richtung des Palastes, den wir nach zwei Tagen erreichten. Wie schon so oft, begann auch nun wieder eine endlose Diskussion über die richtige Vorgehensweise: Tag oder Nacht, Sturmangriff oder Heimlichkeit, Klettern oder Tor einrennen. Unter den vielen wirren Ideen schien mir die von Sanfir am sinnvollsten: Er sollte mit Ariko über die Mauer klettern und das Tor öffnen. Natürlich wollte er aber ein weiteres Kamel in der Hinterhand haben. So etwas besaßen wir aber nicht und so sagte ich zu, dass ich mit Hilfe des magischen Ringes- der es erlaubt durch feste Materie zu greifen- auch die Mauern überwinden würde. Diese Aussage hatte zu Plan, die Zuversicht der Gruppe zu stärken und die endlose Diskussion zu beenden. Amüsant fand ich die Spekualtionen, wie ich die Mauer überwinden wolle. Es gibt zwar eine Liturgie, die es den Geweihten erlaubt, sich in eine heilige Schlage zu verwandeln, doch diese ist mir unbekannt. Das wussten die anderen aber nicht. Nun würden wir bald auf Abu Terfas treffen! Ich wirkte die Liturgie Argelinos Mantel um mich vor seiner Magie zu schützen und dann stürmten wir los: Ariko und Sanfit mit Wurfhaken und Seilen, Sadonos und ich mit Zuversicht. Doch Phex war nicht auf meiner Seite, denn ich stolperte und fiel in eine vorher verborgene Schlangengrube. Ich reagierte schnell und kletterte hinaus, doch einige hatten mich schon gebissen. Waren sie giftig? Ich fühlte mich so benommen dass Sadonos mich wieder zu unserem Unterschlup führte. Wieder einmal war es seine heilende Magie die mich rettete. Als ich aufsah, war das Tor offen, vier Chimären erschlagen und unsere Krieger im Innenhof. Wir beeilten uns, ebenfall dorthin zu gelangen. Im Innenhof begann eine erneute Diskussion über das weitere Vorgehen. Wahrlich, die Herrin mag ihre Freude an Diskussionen haben, doch machmal sind sie fehl am Platz.
Die Türen des Palastes, eben noch geschlossen und ein Thema der Diskussionen öffneten sich und ein alter Diener erschien. Er bat uns zum Tee und wollte uns als Gäste bei Abu Terfas anmelden. Und schon wieder wurde diskutiert. Ich mag nicht viel von Schlachtplänen verstehen, aber ein überraschender Angriff sieht anders aus. Wir setzen den Diener schließlich doch außer Gefecht und erkundeten den Palast: Riesige Räume und Treppen aus Alabaster und Mamor, reich verziert und voller Prunk. Und dann entdeckten wir im Untergeschoß den Grund für diese Größe. Wir trafen auf den Haushofmeister: Eine Chimäre aus Drachenleib und Trolloberkörper, wohl sechs Schritt. Wir wandten uns zur Flucht, doch er sprach uns recht zivilisiert an. Das verwunderte. Wir begannen ein Gespräch, immer bereit zuzuschlagen oder zu fliehen. Doch durch ausnahmsweise fast geschickte Worte Gulmartocks bleib das Wesen friedlich und führte uns in seinen eigenen Bereich des Palastes. Und dort brachen die Niederhöllen los. Myranar, so der Name der Chimäre, war scheinbar und zu allem Überfluß seiner so schon verdammenswürdigen Erscheinung auch noch ein Anhänger Borbarads. Er besaß einen gläsernen Seelengötzen, dem er wohl in Unwissenheit der Rückkehr Borbarads eifrig geopfert hatte. Woher bei allen Kreaturen der Niederhöllen wusste er überhaupt, dass es eine solche Anleitung gab? Kannte er Borbarads Testament, oder war es so alt, dass er Borbarad noch persönlich kannte? Auf jeden Fall musste diese Kreatur vernichtet werden. Voller Zorn auf ihre blanke Existenz schleuderte ich ihr die Worte „ Herrin Hersinde, Meister Nandus, Meister der Meister! Siehe diesen Frevler, der Deine Gaben missbraucht! Siehe, wie der Phexens Gaben missbraucht. Lege Nebel um seinen Geist. Lege Seine auf seine Sinne. Lege Ketten an seine Gedanken. Siehe den Tor ohne DEINE Gaben!“ Ich war noch bei den letzten Worten der Liturgie, als Myranar sein Maul öffnete und mir eine Flammenwand entgegen schoss. Ich aber bleib fest im Glaube, denn Argelinos Mantel sollte mich vor feindlicher Magie schützen. Doch die Flammen hüllten mich ein, mein Körper brannte und ich spürte den Schmerz, als meine Haare versenkt wurden und mein Fleisch verkohlte und Blasen warf. Noch meinen Stab vor mich gesteckt taumelte ich zurück. Hääte ich nicht die Rüstung aus Iryanleder getragen, so wäre es vermutlich mein Ende gewesen. Doch wieso hatte HESinde mich nicht geschützt? Eine erneute Prüfung? Voller Schmerz rief ich sie an, mir zu helfen das Ungetüm zu vernichten. "Erhöre mich doch! Ich erflehe mehr Macht". Um mich herum tobte der Kampf. Sadonos warf Feuerlanzen und Ariko und Alanna hieben wie Walwütige auf das Wesen ein. Gulmartock schien zu Ul’Artock zu werden. Von Sanfir war nichts zu sehen und die Ferkinas hatten sich schon vorher feige beim Anblick des Trolldrachens in den Staub geworfen und ihn als Rhastulla verehrt. Man hätte sie aufknüpfen sollen! Wir hätten ihre Speere gut gebraucht, denn Sadonos brach unter einer Feuerlanze der Chimäre zusammen, Alanna und Ariko schienen gegen diesen Gegner nichts ausrichten zu können und Gulmartock schien einfach nur abwesend. Doch dann wurde ich erhört.
Eine große Zuversicht durchflutete mich und ich erlaubte meinem Körper, die Magie des Momentes mit zu nutzen. Es war ein Kugelblitz, der aus Gulmartocks Auge schoß und so geschah es mit meinem. Ich durfte die Kraft mit verwenden. Ich schleuderte ein "Verrecke Kreatur" dem Wesen entgegen und mit den Worten sah ich noch den Blitzen aus meinen Augen hinterher. Dann wurde mir Schwarz vor Augen.
Als ich zu mir kam, fühlte ich mich fast gesund. Die Haut brannte noch und meine Haare waren vollständig versenkt, doch ich fühlte mich gut. Es war wohl Gulmartocks Heiltrank, der mich aufgebaut hatte. Als auch die anderen versorgt waren und wir gerade den Glasgötzen zerstören wollten, tauchte Sanfir wieder auf. Er hatte tatsächlich Abu Terfas getroffen und ihm seine Prothesenhand abgehandelt. So sehr mich sein Glück auch erstaunt, werde ich ihn zu Rechenschaft ziehen müssen: Erneut hat er die Gruppe in einer gefährlichen Situation verlassen, seine Pläne über alle anderen gestellt und außerdem noch unseren Feind entkommen lassen, ohne zumindest den Versuch zu machen, ihn aufzuhalten. Auf welcher Seite steht Sanfir eigentlich?



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